Wetternews: Gefrierender Regen?

Aus Südwesten hat in der Höhe eine markante Erwärmung eingesetzt. Gleichzeitig kommt allmählich schwacher Niederschlag auf. In einer ersten Phase fällt dieser in Form von Schnee. In der Nacht auf Mittwoch und am Mittwochvormittag geht der Niederschlag jedoch in Regen über.

Kommt es in der bodennahen Kaltluftschicht zu gefrierendem Regen? Wir schauen uns die Details an.

Wetterlage


Animation der Höhenwetterkarte auf 850 hPa (ca. 1500 m) in 3-stündigen Schritten m Zeitraum von heute 6 UTC bis morgen Mittwoch, 14. Dezember 2022 um 18 UTC. Dargestellt ist das Geopotential (schwarze Linien) und die Temperatur (Farbflächen). In der Nacht auf Mittwoch steigt die Temperatur auf der Alpennordseite rasch auf positive Werte (grüne Flächen).

Nach einer (kurzen) Serie von Eistagen führt ein Tief über dem nahen Atlantik aus Südwesten markant mildere Luft zur Schweiz. Allerdings bleibt in Bodennähe der träge Kaltluftkörper liegen. Die Erwärmung erfolgt typischerweise zuerst in den höheren Lagen. Bereits in der Nacht auf heute ist die Temperatur beispielsweise auf dem Jungfraujoch um zwölf Grad angestiegen.

Zuerst Schnee, dann gefrierender Regen und Regen

In einer ersten Phase fällt der meist schwache Niederschlag heute und in der ersten Nachthälfte auf Mittwoch noch in Form von Schnee. In der zweiten Nachhälfte steigt die Schneefallgrenze aus Westen allmählich auf 1500 bis 1800 Meter. Gleichzeitig herrschen im Flachland noch Minusgrade.

Dementsprechend besteht auf der Alpennordseite stellenweise die Gefahr von Glatteis durch gefrierenden Regen. Am ehesten erwarten wir diesen am Jurasüdfuss und im Gebiet von der Nordwestschweiz über das Zürcher Unterland bis nach Schaffhausen und im Kanton Thurgau. Zeitlich am heikelsten ist die Phase vom frühen Mittwochmorgen bis in den Vormittag hinein.


Vorhersage des signifikanten Wetters an den Wetterstationen von MeteoSchweiz für Mittwochmorgen (14. Dezember 2022) um 6 UTC (links) und um 9 UTC (rechts). Gefrierender Regen wird durch eine rote Wellenlinie mit einem oder zwei Punkten symbolisiert.

Der grosse Unsicherheitsfaktor sind die Niederschlagsmengen. Einige Modelle sehen wenig bis kein Niederschlag während des beschriebenen Zeitraum, andere Berechnungen simulieren etwas Niederschlag. Hier muss allerdings berücksichtigt werden, dass schon geringe Niederschlagsmengen für die Glatteisbildung ausreichen. Dementsprechend haben wir heute einen Warnausblick für dieses Ereignis publiziert.

Die warme Nase


Berechnetes Temperatur-, Feuchte- und Windprofil für das Gebiet Wasserschloss für Mittwoch, 14. Dezember 2022 um 9 UTC. Die rote durchgezogene Linie repräsentiert das Temperaturprofil, die blaue strichlierte Linie das Taupunktprofil. In schwarz sind zudem die Windfiedern und die Windgeschwindigkeit in Knoten eingetragen. Die warme Nase ist im Höhenband zwischen 1000 und 2100 Metern schön zu erkennen.

Doch noch einmal zurück zur Ursache des gefrierenden Regens. Schuld daran ist eine sogenannte „warme Nase“. Beschrieben wird damit der Warmlufteinschub in den mittleren Höhen, der sich in einer vertikalen Temperaturkurve in Form einer Nase mit positiven Temperaturen abzeichnet.

Ist diese Nase mächtig genug und nicht zu trocken, so schmelzen die hindurchfallenden Schneeflocken vollständig. In der kalten Schicht darunter entstehen nicht etwa wieder Schneeflocken, sondern der Niederschlag fällt in flüssiger, aber unterkühlter Form zu Boden und gefriert dort beim Auftreffen schlagartig.

Bereits heute stellenweise gefrierender Nieselregen


Das Resultat des gefrierenden Nieselregens: Auf der Heckscheibe von diesem Auto hat sich eine dünne Eisschicht gebildet. Quelle: Meteomeldungen/App (Quelle: Meteomeldungen/App)

Im Laufe des heutigen Vormittags haben wir überraschenderweise bereits Meldungen über gefrierenden Regen aus einigen Gebieten erhalten. Insbesondere die Westschweiz, die Ajoie sowie das Gebiet von der Region Bern bis in die Zentralschweiz waren davon betroffen.

Dabei handelte es sich um Nieselregen, der aus der unterkühlten Hochnebelschicht gefallen und am kalten Boden und an Gegenständen gefroren ist. Damit ist dieses Ereignis noch nicht auf die oben beschriebene warme Nase zurückzuführen. Das vertikale Temperaturprofil der Ballonsondierung vom Mittag in Payerne zeigte noch durchwegs negative Temperaturen.


Screenshot mit den Meteomeldungen aus der MeteoSchweiz-App kurz vor Mittag. Insbesondere aus der Genferseeregion gab es viele Meldungen „gefrierender Regen“. Ganz herzlichen Dank an alle Meteomelderinnen und -melder! Die Angaben sind für unsere tägliche Arbeit äusserst wertvoll.

Titelbild: Gefrierender Regen (Symbolbild)

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: Symbolbild © Pixabay

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